Das Gleichnis vom vierfachen Acker
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An jenem Tag ging Jesus nun aus dem Haus und setzte sich an das Meer. Und große Menschenmengen versammelten sich zu ihm, sodass er in das Boot stieg und sich setzte, und die ganze Menschenmenge stand am Ufer. Und er redete viel in Gleichnissen zu ihnen und sagte: „Siehe!, der Sämann ging hinaus, um zu säen. Und während er säte, fiel manches neben den Weg, und die Vögel kamen und fraßen es. Anderes wiederum fiel auf felsige [Stücke], wo es nicht viel Erde hatte, und es schlug sofort aus, weil es keine tiefe Erde hatte. Und als die Sonne aufging, wurde es versengt, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. Anderes wiederum fiel auf die Dornenbüsche, und die Dornenbüsche gingen auf und erstickten es. Anderes wiederum fiel auf gute Erde und gab Frucht – manches hundertfach, manches sechzigfach, manches dreißigfach. Wer Ohren hat, um zu hören, soll hören!“
Der Grund für die Gleichnisse
10 Da traten die Jünger heran und sagten zu ihm: „Weshalb redest du in Gleichnissen zu ihnen?“ 11 Er aber antwortete und sagte zu ihnen: „Weil es euch gegeben ist, die Geheimnisse des Reiches der Himmel zu kennen, jenen hingegen ist es nicht gegeben. 12 Denn wer hat, dem wird gegeben und vermehrt werden; aber wer nicht hat, von dem wird auch das, was er hat, genommen werden. 13 Deshalb rede ich in Gleichnissen zu ihnen, denn obwohl sie sehen, sehen sie nicht, und obwohl sie hören, hören und verstehen sie nicht, 14 und an ihnen erfüllt sich die Weissagung Jesajas, die besagt:

‚Ihr werdet genau1 hinhören und nicht verstehen,

und ihr werdet genau2 hinsehen und nicht wahrnehmen.
15 Das Herz dieses Volkes ist nämlich abgestumpft,

und mit den Ohren haben sie schwer gehört,

und ihre Augen haben sie geschlossen;

sonst sehen sie mit den Augen

und hören sie mit den Ohren

und verstehen sie dem Herzen

und kehren sie um, und dann würde ich sie heilen.‘3
16 Aber eure Augen [sind] beglückwünschenswert, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören. 17 Denn, amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte begehrten zu sehen, was ihr seht, und sahen es nicht, und begehrten zu hören, was ihr hört, und hörten es nicht.“
Die Auslegung des Gleichnisses vom vierfachen Acker
18 Ihr also sollt das Gleichnis vom Sämann hören. 19 Von jedem, der das Wort vom Königreich hört und nicht versteht, kommt der Böse und raubt, was in seinem Herzen gesät ist; der ist es, der neben den Weg gesät wird. 20 Und wer auf felsige [Stücke] gesät wird, der ist es, der das Wort hört und es sofort mit Freude aufnimmt; 21 er hat aber keine Wurzel in sich selbst, sondern er existiert begrenzte Zeit; wenn aber Bedrängnis oder Verfolgung geschieht wegen des Wortes, nimmt er sofort Anstoß. 22 Und wer zu den Dornen gesät wurde, der ist es, der das Wort hört, aber die Sorge dieses Zeitalters4 und der Betrug des Reichtums ersticken das Wort, und es wird unfruchtbar. 23 Wer aber auf gute Erde gesät wird, der ist es, der das Wort hört und versteht; der trägt und produziert ja Frucht – manches hundertfach, manches sechzigfach, manches dreißigfach.“
Das Gleichnis vom Unkraut inmitten des Getreides
24 Ein weiteres Gleichnis legte er ihnen vor und sagte: „Das Reich der Himmel gleicht mit einem Menschen, der gute Saat auf seinem Acker sät; 25 während nun die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Lolch5 inmitten des Getreides und ging weg. 26 Als nun das Getreide6 blühte und Frucht hervorbrachte, dann erschien auch der Lolch. 27 Da traten die Knechte des Hausherrn heran und sagten zu ihm: ‚Herr, hast du nicht gute Saat auf deinem Acker gesät? Woher hat er also Lolch?‘ 28 Er aber sagte zu ihnen: ‚Das hat ein feindlich [gesinnter] Mensch getan.‘ Die Knechte wiederum sagten zu ihm: ‚Willst du also, dass wir losgehen und ihn7 einsammeln?‘ 29 Er aber sagte: ‚Nein, sonst reißt ihr, während ihr den Lolch einsammelt, zusammen mit ihm den Weizen aus. 30 Lasst beides bis zur Ernte gemeinsam wachsen; und zur Zeit der Ernte werde ich den Erntehelfern sagen: Sammelt zuerst den Lolch und bindet ihn in Bündeln, um ihn zu verbrennen, das Getreide hingegen sammelt in meine Scheune!‘“
Das Gleichnis vom Senfkorn
31 Ein weiteres Gleichnis legte er ihnen vor und sagte: „Das Reich der Himmel ist gleich einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinem Acker säte. 32 Es ist zwar kleiner als alle Samen, aber sobald es wächst, ist es größer als die Gartenpflanzen und wird ein Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.“
Das Gleichnis vom Sauerteig
33 Ein weiteres Gleichnis sagte er ihnen: „Das Reich der Himmel ist gleich einem Sauerteig, den eine Frau nahm und in drei Maß8 Mehl hineinknetete9, bis er völlig durchsäuert war.“
Der Zweck der Gleichnisse
34 All das sagte Jesus in Gleichnissen zu den Menschenmengen, und ohne ein Gleichnis redete er nicht zu ihnen, 35 sodass sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt wurde, als er sprach:
„Ich werde meinen Mund in Gleichnissen öffnen;

ich werde aussprechen, was seit Grundlegung der Welt verborgen ist.“10
Die Auslegung des Gleichnisses vom Unkraut
36 Danach entließ Jesus die Menschenmengen und ging in das Haus; und seine Jünger kamen zu ihm und sagten: „Deute uns das Gleichnis vom Lolch des Ackers!“ 37 Er aber antwortete und sagte zu ihnen: „Der die gute Saat sät, ist der Menschensohn; 38 der Acker wiederum ist die Welt; die gute Saat wiederum, das sind die Kinder11 des Königreichs; der Lolch aber sind die Kinder des Bösen; 39 der Feind wiederum, der es sät, ist der Teufel; die Ernte wiederum ist die Vollendung des Zeitalters; die Erntehelfer wiederum sind Engel. 40 Genau wie nun der Lolch eingesammelt und im12 Feuer verbrannt wird, so wird es bei der Vollendung dieses Zeitalters sein. 41 Der Menschensohn wird seine Engel schicken, und sie werden aus seinem Königreich alles Anstößige und diejenigen, die die Gesetzlosigkeit praktizieren, einsammeln 42 und sie werden sie in den Feuerofen werfen; dort wird es Weinen und Zähneknirschen geben. 43 Dann werden die Gerechten im Königreich ihres Vaters scheinen wie die Sonne. Wer Ohren hat, um zu hören, soll hören!“
Das Gleichnis vom versteckten Schatz
44 „Außerdem ist das Reich der Himmel gleich einem Schatz, versteckt im Acker den ein Mensch fand und versteckte; und aus seiner Freude geht er hin und verkauft alles, was er hat, und er kauft jenen Acker.“
Das Gleichnis von der kostbaren Perle
45 „Außerdem ist das Reich der Himmel gleich einem Menschen – einem Kaufmann –, der schöne Perlen sucht; 46 der fand eine einzelne, sehr kostbare Perle, ging los und verkaufte alles, was er hatte, und er kaufte sie.“
Das Gleichnis vom Schleppnetz
47 „Außerdem ist das Reich der Himmel gleich einem Schleppnetz, das in das Meer geworfen wurde und Fische von jeder Art zusammenbrachte. 48 Als es gefüllt war, zogen sie es an das Ufer herauf, und sie setzten sich und sammelten die guten [Fische] in einen Behälter, aber die faulen warfen sie hinaus. 49 So wird es bei der Vollendung des Zeitalters sein: Die Engel werden ausgehen und die Bösen aus der Mitte der Gerechten aussondern 50 und sie in den Feuerofen werfen; dort wird es Weinen und Zähneknirschen geben.“
51 Jesus sagt zu ihnen: „Habt ihr all das verstanden?“ Sie sagen zu ihm: „Ja, Herr.“ 52 Er aber sagte zu ihnen: „Deshalb ist jeder Schriftgelehrte, der für das Reich der Himmel unterrichtet wurde, gleich einem Menschen – einem Hausherrn –, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorbringt.“ 53 Und es geschah, als Jesus diese Gleichnisse beendet hatte, da ging er von dort weg.
Jesus findet in Nazaret kein Gehör
54 Und als er in seine Heimat kam, lehrte er sie in ihrer Synagoge, sodass sie verwundert waren und sagten: „Woher [hat] er diese Weisheit und [solche] Kräfte? 55 Ist er nicht der Sohn des Handwerkers? Heißt seine Mutter nicht ‚Mariaund seine Brüder ‚Jakobusund ‚Josesund ‚Simonund ‚Judas‘? 56 Und sind seine Schwestern nicht alle bei uns? Woher [hat] er also all das?“ 57 Und sie nahmen Anstoß an ihm. Jesus aber sagte zu ihnen: „Ein Prophet ist nicht ohne Ehre, außer in seiner Heimat und in seinem Haus.“ 58 Und wegen ihres Unglaubens tat er dort nicht viele Wunder.
1#F „ihr werdet mit Hören hören“2#F „ihr werdet sehend sehen“3#Jes 6,9-104#O „dieser Welt“ (Gr. aiōn)5#Gemeint ist ein giftiges Unkraut, das dem Getreide ähnlich sieht6#W „Gras“7#D.h. den Lolch8#Entspricht etwa 40 Liter9#E „versteckte“10#Ps 78,211#O „Söhne“; so auch später12#O „durch“