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denn dein unvergänglicher Geist ist in allen. Darum strafst du die Fehlenden mit Milde (oder allmählich?) und warnst sie, indem du ihnen ihre Sünden vorhältst, damit sie sich von ihrer Schlechtigkeit frei machen und an dich glauben, o Herr. Denn du haßtest zwar die alten Bewohner deines heiligen Landes, weil sie die abscheulichsten Werke der Zauberei trieben und frevelhafte Götterdienste feierten und mitleidlose Kindermorde vollzogen und Opferschmäuse von Menschenfleisch und Blut hielten und sich in greuelvolle Vereine einweihen ließen (?) und Eltern unter sich hatten, die mit eigener Hand Mörder hilfloser Kinderseelen waren, und hattest beschlossen, sie durch die Hände unserer Väter auszurotten, damit das bei dir vor allen andern hochgeehrte Land eine der Gotteskinder würdige Bevölkerung erhielte. Aber du bist auch mit diesen schonend verfahren, weil sie Menschen waren, und hast als Vortruppen deines Heeres Hornissen entsandt, die sie nach und nach vernichten sollten. Und dabei wärest du doch stark genug gewesen, die Gottlosen in einer Schlacht den Gerechten in die Hände zu geben oder sie durch wilde Tiere oder durch ein kurzes Wort mit einem Schlage zu vernichten. 10 Aber indem du das Gericht nach und nach vollzogst, gabst du ihnen die Möglichkeit der Umkehr, obgleich du wohl wußtest, daß ihr Ursprung böse war und ihre Verworfenheit angeboren und daß ihre Sinnesart sich in Ewigkeit nicht ändern würde; 11 denn ein verfluchtes Geschlecht waren sie von Anfang an. Auch gewährtest du ihnen nicht etwa aus Scheu vor irgend jemandem Straflosigkeit für ihre Sünden; 12 denn wer darf zu dir sagen: »Was hast du da getan?« oder wer darf deinem Richterspruch entgegentreten? und wer will dich verklagen wegen der Vertilgung von Völkern, die du geschaffen hast? oder wer wollte gegen dich als Verteidiger gottloser Menschen auftreten? 13 Denn weder gibt es außer dir einen Gott, der für alles sorgt, so daß du ihm die Gerechtigkeit deines Gerichts nachweisen müßtest, 14 noch wird ein König oder Gebieter dir Vorhalt zu machen vermögen wegen derer, die du Strafe hast leiden lassen. 15 Da du aber gerecht bist, ordnest du auch alles mit Gerechtigkeit und hältst es für unvereinbar mit deiner Macht, jemand zu verurteilen, der keine Bestrafung verdient. 16 Denn deine Macht ist der Grund deiner Gerechtigkeit, und der Umstand, daß du der Herr aller bist, ist die Ursache, daß du gegen alle schonend verfährst. 17 Denn Stärke zeigst du nur dann, wenn man an der Vollkommenheit deiner Macht zweifelt, und bei denen, die sie kennen, strafst du den frevlen Trotz. 18 Du aber, obschon über Stärke gebietend, richtest doch mit Milde und herrschest über uns mit großer Schonung; denn sooft du willst, steht dir auch das Können zu Gebote.
Was sollen die Israeliten aus diesen Beweisen göttlicher Langmut lernen? (V.19-21)
19 Durch eine solche Handlungsweise hast du dein Volk darauf hingewiesen, daß der Gerechte ein Menschenfreund sein muß, und hast deine Söhne mit der frohen Hoffnung erfüllt, daß du ihnen nach Versündigung Reue gestattest. 20 Denn wenn du schon die Feinde deiner Kinder und solche, die den Tod verdient hatten, mit solcher Nachsicht und Schonung bestraft hast, indem du ihnen Zeit und die Möglichkeit gewährtest, sich von ihrer Verworfenheit frei zu machen, 21 mit wie großer Achtsamkeit hast du da erst deine Söhne gerichtet, deren Vätern du Eidschwüre und Bündnisse mit herrlichen Verheißungen gewährt hast!
Übergang von dem törichten Tierkultus der Ägypter zu der Torheit des Götzendienstes überhaupt (V.22-27)
22 Während du uns also züchtigst, geißelst du unsere Feinde tausendmal härter, damit, wenn wir selbst richten, wir deine Güte bedenken und, wenn wir gerichtet werden, auf Erbarmen hoffen. 23 Daher hast du auch die in der Torheit ihrer Lebensführung dahinlebenden Gottlosen durch ihre eigenen Greuel gestraft. 24 Denn sie waren auf den Wegen des Irrwahns ungebührlich weit abgeirrt, indem sie Tiere, die sogar von ihren Feinden verachtet wurden, für Götter hielten, weil sie nach Art einfältiger Kinder getäuscht waren. 25 Darum hast du über sie auch wie über törichte Kinder eine Strafe verhängt, die ihnen Hohn einbrachte. 26 Diejenigen aber, welche sich durch eine verhöhnende Strafe nicht haben warnen lassen, müssen ein Gericht erfahren, das Gottes würdig ist. 27 Denn durch eben die, über welche sie in ihrem Mißgeschick unwillig waren, durch eben die, welche sie für Götter hielten, gezüchtigt, erkannten sie deutlich, daß der Gott der wahre sei, den sie vorher nicht hatten anerkennen wollen. Darum kam auch das Äußerste der Bestrafung über sie.