Die verzweiflungsvolle Lage der Gottlosen im Gericht (5,1-14)
5
1 Alsdann wird der Gerechte mit voller Zuversicht denen gegenübertreten, die ihn bedrängt und seine Leiden unbeachtet gelassen haben.
2 Wenn sie ihn erblicken, werden sie von schrecklicher Furcht befallen werden und über seine unerwartete Rettung außer sich sein.
3 Reuevoll werden sie zueinander sagen und, in ihrer Seelenangst seufzend, sprechen: »Dieser war es, den wir einst zum Gegenstand des Gelächters und zum Witzwort des Hohns gemacht haben!
4 Wir Toren hielten seine Lebensweise für Wahnsinn und seinen Tod für ehrlos.
5 Wie kommt’s denn, daß er nun den Kindern Gottes zugerechnet worden ist und seinen Erbbesitz unter den Heiligen hat?
6 Ja, wir sind abgeirrt vom Wege der Wahrheit; das Licht der Gerechtigkeit hat uns nicht geleuchtet, und die Sonne ist uns nicht aufgegangen!
7 Wir fanden unsere Befriedigung auf den Pfaden der Gesetzwidrigkeit und des Verderbens und durchwanderten unwegsame Wüsten, aber den Weg des Herrn erkannten wir nicht.
8 Was hat uns nun unser Übermut genützt, und wozu hat uns der Reichtum mitsamt der eitlen Prahlerei geholfen?
9 Das alles ist verschwunden wie ein Schatten und wie ein flüchtiges Gerücht;
10 wie ein Schiff, das die wogende See durchfährt, von dem man, wenn es vorübergezogen ist, keine Spur mehr findet und bei dem die Bahn seines Kiels verschwunden ist.
11 Oder wie von einem Vogel, der durch die Luft fliegt, keine Spur seines Flugs erhalten bleibt – durch den Flügelschlag wird wohl die leichte Luft in starke Bewegung gesetzt und wird durchzogen, indem die rauschende Kraft der geschwungenen Flügel sie durchschneidet, aber darnach ist keine Spur des Aufflugs mehr sichtbar –;
12 oder wie, wenn ein Pfeil nach dem Ziel abgeschossen wird, die durchschnittene Luft sofort wieder zusammenfließt, so daß man von seiner Flugbahn nichts mehr erkennen kann:
13 so sind auch wir nach der Geburt sogleich wieder gestorben und vermögen kein Zeichen von Tugend aufzuweisen, sondern haben uns in unserem bösen Lebenswandel aufgerieben«.
14 Ja, die Hoffnung des Gottlosen gleicht der Spreu, die der Wind entführt, und dem feinen Reif, den der Sturm verweht, dem Rauche, den der Wind auseinandertreibt, und der schnell entschwindenden Erinnerung an einen Gast, der nur einen Tag verweilt hat.
Der Lohn der Guten und die Strafe der Bösen (5,15-23)
15 Die Gerechten aber leben in Ewigkeit; sie haben ihren Lohn im Herrn, und die Sorge für sie steht beim Höchsten.
16 Darum werden sie das Reich der Herrlichkeit und die Krone der Schönheit aus der Hand des Herrn empfangen; denn mit seiner Rechten wird er sie beschützen und mit seinem Arme sie beschirmen.
17 Als Rüstung wird er seinen Eifer anlegen, und die ganze Schöpfung (=Natur) bewaffnen zur Abwehr der Feinde;
18 als Harnisch wird er die Gerechtigkeit anziehen und als Helm aufsetzen streng aufrichtiges Gericht;
19 als unüberwindlichen Schild wird er seine Heiligkeit nehmen
20 und jähen Zorn als Schwert schärfen, und die ganze Welt wird mit ihm den Kampf gegen die Toren führen.
21 Ausfahren werden wohlgezielte Blitzesgeschosse und aus den Wolken wie vom wohlgerundeten Bogen auf das Ziel hin fliegen;
22 und von seiner Schleuder werden grimmerfüllte Hagelsteine geschleudert werden; die Fluten des Meeres werden gegen sie wüten, und Ströme werden ungestüm über ihnen zusammenschlagen.
23 Der Hauch der Allmacht wird sich gegen sie erheben und wie ein Wirbelsturm sie zerstreuen. So wird die Gottlosigkeit die ganze Erde verwüsten und die Übeltat die Throne der Machthaber umstürzen.