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1 (25)
Der Leviatan
1 "Ziehst du den Leviatan1 mit der Angel herbei, / fasst du seine Zunge mit dem Seil?2 (26) Ziehst du ihm einen Ring durch die Nase, / bohrst einen Haken durch seine Kiefer?
3 (27) Wird er dich lang um Gnade bitten / und freundlich reden mit dir?
4 (28) Wird er einen Bund mit dir schließen, / dass er für immer dein Sklave wird?
5 (29) Spielst du mit ihm wie mit einem Vogel / und bindest ihn für deine Mädchen an?
6 (30) Feilschen die Jagdgenossen um ihn, / verteilen sie ihn unter die Händler?
7 (31) Spickst du seine Haut mit Spießen, / mit Harpunen seinen Kopf?
8 (32) Leg nur deine Hand an ihn / und denk an den Kampf! / Du tust es sicher nicht wieder.
9 (1) Die Hoffnung, ihn zu fangen, wird immer enttäuscht. / Schon sein Anblick bringt dich zu Fall.
10 (2) Niemand ist so tollkühn, dass er ihn weckt!
Und wer ist es, der vor mir bestehen kann?
11 (3) Wer hat mir je etwas gegeben, / das ich ihm zurückzahlen müsste?2 / Alles unter dem Himmel gehört mir.
12 (4) Ich will nicht schweigen von ihm, / wie stark er ist und schön gebaut.
13 (5) Wer schälte ihm je das Oberkleid ab? / Wer greift ihm zwischen die Zähne?
14 (6) Wer öffnet das Tor seines Rachens? / Rings um seine Zähne steht Schrecken.
15 (7) Stolz stehen die Rillen der Schilde, / mit festem Siegel verschlossen.
16 (8) Einer fügt sich an den andern, / kein Hauch dringt dazwischen.
17 (9) Sie hängen fest aneinander; / sie greifen ineinander und trennen sich nicht.
18 (10) Sein Niesen verstrahlt Licht, / und seine Augen sind wie die Wimpern des Frührots.
19 (11) Fackeln fahren aus seinem Maul, / feurige Funken schießen heraus.
20 (12) Aus seinen Nüstern kommt Rauch / wie aus einem heißen Topf.
21 (13) Sein Atem entzündet Kohlen, / eine Flamme schlägt aus seinem Maul.
22 (14) In seinem Nacken wohnt Stärke. / Und vor ihm her hüpft die Angst.
23 (15) Sein Bauch ist straff und fest, / wie angegossen, unbewegt.
24 (16) Sein Herz ist fest wie Stein, / hart wie der untere Mühlstein.
25 (17) Selbst Helden graut es, wenn er sich erhebt, / vor Schreck ziehen sie sich zurück.
26 (18) Trifft man ihn, hält kein Schwert stand, / nicht Lanze noch Geschoss und Pfeil.
27 (19) Eisen hält er für Stroh, / Bronze für morsches Holz.
28 (20) Ein Pfeil verjagt ihn nicht, / Schleudersteine sind ihm wie Stoppeln.
29 (21) Für Stroh hält er die Keule, / er lacht über den Aufprall des Schwerts.
30 (22) Scharfe Scherben sind an seinem Bauch; / einen Dreschschlitten zieht er über den Schlamm.
31 (23) Er macht die Tiefe zu einem siedenden Kessel, / das Meer zu einem Salbentopf.
32 (24) Hinter sich lässt er eine leuchtende Spur, / die Flut erscheint wie Silberhaar.
33 (25) Auf der Erde ist keiner ihm gleich, / ein Geschöpf ohne Furcht.
34 (26) Auf alles Hohe blickt er herab, / ein König über das stolze Wild."